Samstag, 26. November 2022

GOETHE - so "leidenschaftlich lustbetont":

Ja, nachweislich ist es wohl doch einmal recht bedeutsam zutage getreten. -
Wenn ich im folgenden darüber "berichte", dann werden einige der Goethe-Verehrer nun vermutlich empört in eine Aufruhr geraten, da hier der zuweilen recht lustvolle "Impetus" des Dichterfürsten jetzt einmal "klatschlüstern" in einen näheren Augenschein geraten sein könnte.  -
Denn es begab sich dereinst, daß der 21-jährige Jurastudent Johann W. Goethe (das adelnde von gereichte erst später zur Ehre!) in seiner "Straßburger Zeit" in Sesenheim, der Stadt im französischen Bas Rhins, eines gefühlsreichen Tages der damals 18-jährigen Pastorentochter Friederike Brion lustvoll und hartnäckig nachstellend Avancen machte ...
Dem Vernehmen nach jedoch ohne den erwünschten Erfolg zu erzielen. - 
Zurückblickend noch immer sinnlich bezaubert, verweilte er an einem noch sommerlichen Herbstabend, im Garten eines Darmstädter Weinhauses mit seinem Freund, dem Schriftsteller Johann Heinrich Merck angeregt plaudernd beisammen.
(Einzelne Züge des von Goethe getexteten Mephisto erinnerten derzeit auffallend an seinen am 27.6.1791 durch Selbstmord zu Tode gekommenen Geistes- und Wahlverwandten, den J. H. Merck).
Trinkfreudig saß man da einst vereint, in einer wohl sprachgewaltig geprägten Redseligkeit; in welcher dann angeblich der folgende Dialog tiefgreifend vom Stapel gelassen worden ist:
"Nein-nein, ich kann das nicht verwinden! Ein jeder Trost ist niederträchtig. - Und nur Verzweiflung wird wohl hier zu Pflicht!" winkte der Johann Wolfgang aufgewühlt ab, als Freund Merck aufmerksam lauschte - und wohl auch mitfühlend Anteilnahme zum Ausdruck zu geben gewillt war.
Goethe von neuem:
"Ach ja, da träumte ich vor kurzem noch von buhlerischen Stunden ungemischter Lust. - 
Hatte faunisch trunken hernach wohl allzuoft ihr zauberhaftes Bild empfunden, figürlich nahezu an meine Brust gegeben!" fügte er trübsinnig aufblickend hinzu.
"O weh, mein Guter! - Mir scheint, daß nur die Lüsternheit sich hier sehr sinnenfreudig offenbart!" gab daraufhin der vertraute Weggenosse Merck stillvergnügt zu spüren.
"Das unbestreitbar - ja", pflichtete Goethe ihm sofort bei.
"In lustbetonten Zauberhüllen, gilt's wonnig Leidenschaft zu stillen. 
Und solchermaßen ungemein bemüht, gedeihet sie erwartungsvoll, 
diese göttliche Freilassung eines rauschhaft belebten Fleisches, 
sich unverzüglich entfaltend zu einer wahren Himmelfahrt innigst empfundener Sinnenlust!"
"Hm? - Das alles tönt nun doch ein wenig allzu triebhaft angeschwollen", gab schmunzelnd daraufhin der Johann Heinrich Merck zu bedenken.
Nachdenklich, soll daraufhin der Johann Wolfgang zunächst etwas zurückhaltend reagiert haben ...
Um bald darauf gefühlswarm und wohl auch bedeutungsvoll den folgenden Schlußakkord in diesem Diskurs zum Ausdruck zu geben:
"Wohl wahr, 
wie schmeichelt's mir unendlich, wenn jemand meine Triebkraft preist! - 
Sie ist für mich so selbstverständlich, wie gleichfalls souveräner Geist."
"Naturalia non sunt turpia - alles Natürliche ist keine Schande", so hätte der griechische Dichter Euripides schon zu seiner Zeit all diese Genierlichkeiten wohl lächelnd "entkrampft".
Postskriptum: Die einstmals so leidenschaftlich umworbene Friederike Brion, sie blieb Zeit ihres Lebens unverheiratet. - Späterhin heimisch geworden im Badischen, ist die am 3. April 1813 Verstorbene dort auch zu Grabe getragen worden. - "Ein Strahl der Dichtersonne fiel auf sie, so reich, daß er Unsterblichkeit ihr lieh." so kann man's - eingemeißelt in ihren Grabstein auf dem Friedhof der Ortschaft Meißenheim bei Lahr - jederzeit so verdeutlichend in einen Augenschein nehmen - von Goethe zu verkünden" ...
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